Re: Technologien verhindern
Am 10/15/2003 10:18 PM schrieb Holger Voss:
On Thu, 09 Oct 2003 17:43:53 +0200 Matthias Hannich
<dumb@xxxxxxxxxxxxx> wrote:
Und ohne taktisches Denken schießen sich die Treusten allzuoft ins
Abseits. Man kann nicht zu jedem Zeitpunkt alles sagen was man
denkt (denn ich bin ja überzeugt davon, ich denke es schließlich!)
ohne dass man Gefahr läuft, sich entgültig den Todesstoß in einer
Diskussion oder in seiner Laufbahn zu geben. Damit verhindert man
dann letztendlich, dass man überhaupt noch einen Einfluss auf
bestimmte Entscheidungen haben kann.
Ich glaube eher, du gewinnst ein enormes Maß an Glaubwürdigkeit. Und
hast damit schon mal sämtlichen VertreterInnen der großen Parteien,
der Gewerkschaften und Konzerne eine Menge voraus.
Mag sein, aber es zählt doch Populismus. D.h. wenn Du zum falschen
Zeitpunkt etwas sagst, was z.B. das Volk nicht hören will (Du aber
vollkommen recht hast, neutral betrachtet) dann verlierst Du die
Möglichkeit etwas zu ändern. Man kann nicht in jeder Situation das
sagen, was man denkt. Man muss teilw. sogar verdecken, was man denkt, um
sich nicht den Einfluss zu nehmen. Ein kluger Politiker mit einer
Aussage, die einfach nicht gehört werden will ("wir brauchen keine
Kameras aus dem und dem Grund" - dann geschieht irgendwo ein Verbrecher
und alle rufen, es hätte mit Kameras verhindert werden können) kann
seine Karriere gefährden.
Neutral betrachtet hat er den anderen einiges voraus, weil er, obwohl
die Bevölkerung einem Irrglauben nachgeht sagt, was er denkt. Er
riskiert ne Menge Wählerstimmen und häufig riskiert er mehr, als er
durch seine erhöhte Glaubwürdigkeit in den Augen anderer wieder gewinnt.
Das Bsp. ist halt beschissen, viellciht findet sich ja noch ein
besseres. Aber ich glaube wir waren uns ja sowieso einig, dass das eine
nicht das andere ausschließt. (Handeln und Taktieren)
Die technischen Grundlagen für TC sind afaik spätestens seit RSA
vorhanden, sie lassen sich nicht mehr verhindern. "TC verhindern"
heisst für mich, eine nennenswerte Verbreitung von TC, eine
nennenswerte Verbreitung von primär für TC geeigneten Formaten
und Systemen zu verhindern.
Das habe ich mir ja schon gedacht, wobei dies für mich nicht
"Technologie verhindern" ist. Ich stimme Deinen Zielen vollkommen
zu bei der derzeitigen TC-Entwicklungsphase.
s. o.: teilweise inkompatible Sprache ;-)
Denk ich auch. :)
Weg von den A-Bomben: Wenn Du Dich bei TC hinstellst und sagst es
ist böse und Du willst das nicht haben, wird Dir eine Firma sagen
"aber wir finden das ganz toll, deshalb wollen wir das, weil wir
meinen damit ganz tolle Dinge tun zu können" und schon hast Du
verloren. Stellst Du Dich aber hin und sagst Du magst es nicht,
weil es eben die und die Dinge machen könnte, die ganz
wahrscheinlich sind und Du Alternativen aufzeigst, wie Du bestimmte
Dinge auch ohne TC machen kannst, dann bist Du einen Schritt
weiter.
Ok. - Verglichen mit Atomkraft hieße das: Ich sage nicht: "So und so
macht ihr halbwegs sichere Atomkraft." Aber ich sage: "So und so
macht ihr brauchbar Energie."
Ja so in etwa. Wir wollen ja keine Atomkraft, aber wir können sie wohl
nur verhindern wenn wir entsprechende Alternativen haben und praktisch
auch aufzeigen können. (Was ja auch schon eine Menge Leute tun!)
b) Wenn ich gegen etwas "lauthals protestiere" bringe ich damit zum
Ausdruck, dass ich deren Ansicht aufs tiefste nicht teile. Und
dann boykottiere ich es auch komplett und finde alternative Wege,
denn ohne diese Alternativen zu haben, bräuchte ich ja im Prinzip
auch gar nicht lauthals brüllen.
Alternativen lassen sich nicht immer alleine oder als kleine
Minderheit durchsetzen und leben. Wenn alle Geschäfte, Kantinen,
Mensae und Gaststätten nur genmanipulierte Lebensmittel anbieten
würden, wie sollte ich sie dann konsequent boykottieren? Der Boykott
in diesem (noch: hypothetischen) Beispiel wäre kaum möglich, obwohl
es Alternativen gäbe. Aber eben gesellschaftliche Alternativen, nicht
individuelle Alternativen.
Der Fall wird aber nicht eintreten. Also sagen wir so, einmal
genmanipuliert immer genmanipuliert, in 30 Jahren wirds also vielleicht
schon nicht mehr rückgängig zu machen sein, wer weiß.
Aber z.B. Atomstrom: Es gibt die Alternativen, nur sind die teilw.
erheblich teurer. (Oder auch Heizkosten usw.)
Aber wenn ich will, dass sich etwas ändert, fördere ich doch die
Gegenseite. Wenn ich will, dass mehr gute Künstler die Möglichkeit haben
sich zu entfalten, dann kauf ich die Platten guter Künstler und nicht
Superstars, weil es ja eh alle machen.
Und wenn ich mir halt leider, was vorkommt, die manchmal teurere
Alternative nicht leisten kann, dann finde ich andere Wege diese zu
unterstützen. Es hängt dann aber nicht davon ab, dass ich nicht
prinzipiell will sondern absolut nicht kann. Das ist aber ein anderes
Spielfeld.
Schönen Abend noch,
Matthias
--
Freundliche Grüße, ### http://www.stop1984.com
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