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Re: Technologien verhindern



Am 10/04/2003 12:02 AM schrieb Holger Voss:
Ich muss zugeben: eine sehr späte Reaktion von mir. Aber sie ist mir
wichtig ...

Besser spät als nie :)

On Tue, 19 Aug 2003 02:30:29 +0200 Matthias Hannich
<dumb@xxxxxxxxxxxxx> wrote:

Eine Technologie als solche lohnt sich gar nicht zu verhindern. Forschung oder Entwicklung ist nie falsch, falsch kann aber das
sein, was man letztendlich daraus baut.


Der Versuch, eine Technologie zu verhindern, lohnt sich m. E. sehr
wohl!


Wenn ForscherInnen, TechnikerInnen, WissenschaftlerInnen oder andere
Teile der Gesellschaft zu der Überzeugung kommen, dass eine
Technologie mehr Schaden als Nutzen bringt, mehr (nicht vollständig
kontrollierbares) Gefahrenpotential als Gewinnpotential hat, dann
sollten sie die Weiterentwicklung der Technologie nicht nur
einstellen, sondern auch aktiv behindern. Wenn sie statt dessen
weiter forschen und entwickeln, dann ist das falsch. Es ist nicht nur
falsch, eine Atombombe zu zünden oder den Befehl dazu zu geben,
sondern auch, sehenden Auges eine Atombombe zu entwickeln, zu
konstruieren.

Das ist richtig. Aber indem wir zuviel Energie darauf verwenden zu versuchen, bestimmte Technologien und Technoligieansätze zu verhindern, werden wir womöglich am Ende gar nichts erreicht haben. Die Technologie ist da, eine Diskussion darüber ist weitestgehend ausgeblieben, es wurde viel Anstrengung in etwas investiert, was womöglich zweitrangig ist.

Versteh mich nicht falsch, wenn Du Vorschläge hast wie man, gleich ob aktiv oder passiv, die Entwicklung dieser Technologie verhindern kann, dann werden wir sicher einen Kompromiss finden.

Mit "es lohnt sich nicht, eine Technologie (als solche) zu verhinden" meine ich nicht, dass wir hier Däumchen drehen und sagen "ja lasst die mal machen". Aber ob nun die Technik heute geschaffen wird oder morgen ist meines Erachtens egal.

Dein Atombombenbeispiel übertragen auf das was ich meine wäre in etwa:
Es ist nicht nur falsch, die Welt durch TCPA zu kontrollieren, einzuschränken und zu zensieren, sondern auch an einer Technologie zu arbeiten, die unter anderem dieses ermöglichen kann.

Hätte man damals versucht die Atombombe zu verhindern, wäre dies vermutlich ein ziemlicher Aufwand gewesen, um nicht zu sagen verschenkte Energie.

Ein vereinfachtes Beispiel zur Verdeutlichung: Wenn ein Ingenieur
erkennt, dass er daran arbeitet Waffen zu entwickeln, die indifferent
möglichst viele Menschen töten sollen: Bleibt dann weitere Forschung
und Entwicklung "nie falsch", weil früher oder später jemand anderes
die "Verbesserungen" entwickeln würde?

Nun, einige Menschen meinen ja, dass TCPA auch Nutzen hätte.
Deine Argumentation halte ich in soweit für gefährlich, als dass man sie, je nach Diskussionspunkt und Standpunkt, beliebig auslegen könnte. So wären z.B. Filter böse, weil man damit Informationen filtern kann. Das widerspricht einigen Grundrechten und ist richtig, trotzdem will ich deshalb nicht verhindern, dass Filter entwickelt werden.

Eine Behinderung der Technologie führt zwar wahrscheinlich nicht
dazu, dass die Weiterentwicklung der Technologie vollständig
verhindert werden kann. Aber es kann die Weiterentwicklung zumindest
deutlich verlangsamen.

Aber es ändert meiner Meinung nach nichts am Ausgangspunkt, nämlich das Firmeninteressen ganz wichtig sind und u.A. Grundrechte in Gefahr sind. Und das werden sie vermutlich auch noch sein, wenn die Entwicklung 5 Jahre länger dauert.

Heute werden Menschen und Gesellschaften oft von den technischen
Möglichkeiten überrannt. Ob Atomkraft, Genmanipulation,
automatisierte Überwachungssysteme ... Technologien werden m. E. mit
der normativen Kraft des Faktischen etabliert, bevor die Gesellschaft
Zeit und Gelegenheit hatte, die Gefahren zu erkennen und darauf zu
reagieren. Das Ausbremsen solcher technologischer Entwicklungen gibt
Menschen bzw. Gesellschaften mehr Möglichkeiten, einen
verantwortlichen Umgang mit ihnen zu entwickeln. - Auch wenn das
Idealziel (Verhindern der als zu gefährlich eingeschätzten
Technologie) unerreicht bleibt.

Dem kann ich gar nicht so recht widersprechen.
Nur das Atomkraft seit Jahrzehnten etabliert ist, und es heute niemanden interessiert und die AK-Gegner grundsätzlich erstmal "linke Chaoten" sind. Genmanipulation wird vom Laien wohl eh nicht als so wichtig angesehen und Überwachung? Ach quatsch, das hatten wir in der DDR aber heute haben wir sowas nicht, wir sind im Westen!

Schönen Sonntag,
Matthias
--
Freundliche Grüße,          ###  http://www.stop1984.com
Matthias Hannich            ###  nulli@xxxxxxxxxxxx
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