Re: Technologien verhindern
On Sun, 5 Oct 2003, Matthias Hannich wrote:
> Nun, einige Menschen meinen ja, dass TCPA auch Nutzen hätte.
> Deine Argumentation halte ich in soweit für gefährlich, als dass man
> sie, je nach Diskussionspunkt und Standpunkt, beliebig auslegen könnte.
Ich halte die Argumentation nicht fuer "gefaehrlich", sondern normal.
"Dual use" ist ziemlich ueblich. Selbst ein Haufen Vorarbeit zur Atombombe
war erst einmal nicht darauf gerichtet, Atombomben herzustellen. Zwischen
der Entdeckung des ganzen Prinzips der Spaltbarkeit und Hiroshima liegt
nur eine kurze Zeitspanne. Die Schritte in dier Richtung waren zunaechst
viele Schritte ins Unbekannte, getan im Forscherdrang, von
Wissenschaftlern, die ungeschuetzt radioaktiven Brei umgeruehrt haben.
Noch wenige Jahre vor Hiroshima war ueberhaupt nicht klar, was man mit dem
Wissen anfangen kann.
Herrn Roentgen ist das aehnlich gegangen.
Nun, heute sagst Du, was Herr Roentgen getan hat, war gut, was Frau Curie
getan hat, gefaehrlich?
So ganz einfach ist ja auch TCPA nicht, siehe unsere Diskussion. Wobei
schon zumindest ansatzweise Anwendungsmoeglichkeiten gibt.
Das amerikanische Linux-Journal August 2003 setzt sich u.a. auch mit TCPA
und dem IBM-Linux-Tutorial auseinander. Da ist z.B. von einem encrypted
loopback file system die Rede.
Klingt erst einmal nicht nach Atombombe, sondern eher nach
Roentgenapparat..
Die kuerzlich erschienene Spezifikation 1.2 von TCPA mit z.B. evt. doch
austauschbaren Master-Key macht es zumindest fuer mich nicht einfacher,
zu ueberblicken, was daraus werden kann.
Ich tendiere derzeit dazu, die Nuetzlichkeit etwas anzuzweifeln, und sehe
auch die DRM-"Stossrichtung".
Aber das ist meine private Einschaetzung. Ich bin kein Experte auf diesem
Gebiet.
Uebrigens musst Du selbst etwas von Atomwaffen verstehen, um sie zu
finden, zu entschaerfen und zu entlagern..
Sei Dir sicher, dass es Menschen gibt und geben wird, die auch mit
"Teufelszeug" kein Problem haben.
Es kann gut sein, dass es noetig ist,, von dem, was sie tun, etwas zu
wissen, um ihnen auf die Finger klopfen zu koennen, oder um ihnen zu
entkommen.
Eine Verweigerungshaltung - "damit befasse ich mich nicht" - hilft dann
gar nicht..
Ich halte es fuer einen Unterschied, sich mit vielen Grundlagen, die in
TCPA befinden, zu beschaeftigen, oder eine DRM-Anwendung zu
implementieren.
Die Entscheidung, woran man sich beteiligt oder nicht, kann nur jeder fuer
sich treffen. Das schliesst nicht aus, dass man vorher miteinander
argumentiert und diskutiert, um Entscheidungshilfen zu haben. Evt. auch
jemand von etwas abzubringen, was ich nicht moechte.
Zum Schluss ist eine Gesellschaft gefragt, um mit den Entwicklungen
umzugehen. Ja, es hat Hiroshima gegeben, es hat aber auch mehr als
fuenfzig Jahre ohne Einsatz der Atombombe gegeben. Und in den meisten
Gesellschaften werden derzeit eher Atommeiler abgeknipst denn
angeschaltet. Herzlichen Glueckwunsch!
Derzeit fallen ja wieder ein paar Hemmschwellen, da ist es gut, wenn noch
nicht alle schlafen..
Gruss
Peter
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