Re: Hohmann und Internet
Am 12.11.2003 22:17 schrieb vb@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx:
On Wed, Nov 12, 2003 at 09:48:12PM +0100, Matthias Hannich wrote:
Wo hat sich Beckstein antisemitisch geäußert?
Das habe ich so nicht gesagt. (Beckstein hält sich bei diesem Thema 
grundsätzlich zurück...)
Es geht darum, dass diese Person grundsätzlich und an jeder Stelle 
versucht, gegen Flüchtlinge, Menschen, die nicht der deutschen 
Leitkultur zu entsprechen scheinen oder gegen demokratische Grundwerte 
und Menschenrechte vorzugehen. Das tut er auf einem nicht viel höherem 
Niveau wie NPD und Konsorten, "Wir haben nichts gegen Ausländer, die 
hier arbeiten und Steuern zahlen, aber...". (Im Zweifelsfall hilft 
google oder ein Hinweis, dass Du nicht weißt, was ich meine. :))
Ich konnte es mir glücklicherweise bisher ersparen, mich näher mit
Beckstein auseinander zu setzen. Entsprechend wenig weiss ich über
diesen "eloquenten" CSU-Politiker ;-)
Auch ich bin nicht direkt durch ihn betroffen, ich bin Sachse. *g*
Aber wenn die CDU sich nicht blamieren will, dann muss sie eben
Hohmann rausschmeissen, bevor er weiter im Namen der CDU solche
Sprüche tätigt.
Quatsch. Die CDU/CSU täte gut daran, wenn sie endlich mal aufwacht und 
erkennt, was für Leute da seit Jahren in ihren Reihen Mist machen. 
Wo ist jetzt der Widerspruch, wenn sie bei Hohmann anfangen?
Das sie es nicht ernst meint. Sie möchten das ganz schnell untern Tisch 
kehren, dabei ist es bei der Konkurrenz, die sie in der Politik haben, 
doch gar nicht so schlimm. Hohmann wird rausgehauen, weil man "sowas 
nicht will". Das man selbiges vom Prinzip her (womöglich nicht direkt 
auf den Antisemitismus bezogen, dafür auf die restlichen Spielfelder wo 
die CDU/CSU gern Mittelstürmer oder Rechtsaußen spielt) weiterbetreibt, 
interessiert nicht.
Was gibt's da zu thematisieren? Wenn ich eine Partei mache, und ein
Arschloch verbreitet öffentlich braune Scheisse im Namen meiner Partei,
In wie weit hat er das im Namen der Partei?
AFAIK hat er diese Rede nicht im kleinen Kreise privat gehalten.
Ich meinte eher, ob der Politiker grundsätzlich wo er auftrat den 
Eindruck hinterließ, er spreche hier für eine ganze Partei. Einige 
Politiker machen das, bei anderen denkt man noch zumindestens, sie seien 
ihr eigener Herr.
Vom Prinzip her ist die Fraktion im Bundestag ja nicht an die Partei 
gebunden, sondern eine "Interessenverbindung". Und als normales Mitglied 
in der CDU, spricht man ja auch nicht automatisch für die Partei. (Kann 
natürlich sein, dass ich hier grad seine Positionen durcheinander bringe.)
dann fliegt der achtkantig raus und ich distanziere mich. Fertig.
Dagegen habe ich nichts. Ich nenne es dann Lippenbekenntnisse, weil ich 
die restliche Politik sehe.
Rechtsradikalismus kannst Du der CDU nun wirklich nicht vorwerfen, auch
wenn ich selber mich nicht sehr dieser Partei zugeneigt fühle, aber 
radikal oder antisemitisch ist sie sicher nicht.
Hmm, wir müssen differenzieren. Auch Hohmann halte ich nicht für 
rechtsradikal, sondern für rechts. Und genauso wie ihn, halte ich noch 
eine ganze Menge anderer CDU/CSU-Mitglieder für "rechts" gesinnt. 
(Übrigens auch Mitglieder anderer Parteien...) Er ist dazu noch ein 
Antisemit, auch hier gibt es ein paar Gesinnungsgenossen.
Grundsätzlich halte ich die CDU/CSU eher für rechtsgerichtet und 
national/konservativ. Dies impliziert nach meiner Weltanschauung schon 
ein bestimmtes Maß an Rassismus, nämlich dann wenn es um den Umgang mit 
Fremden geht.
Rechtsradikal sind die wenigsten CDU-Mitglieder, korrekt. In der oberen 
Schicht ist mir da so niemand bekannt, auch wenn einige irgendwie doch 
recht nahe sind.
Ich finde einige Dinge/Entwicklungen (z.B. im 
Asylrecht, im Umgang mit Flüchtlingen, im Umgang mit Menschenrechten und 
anderen Staaten) teilweise wesentlich rassistischer, als so einen 
komischen Vogel.
Auf was spielst Du denn an? Werde bitte konkret.
OK, dazu morgen mehr.
Kurz:
Ich lebe im Grenzgebiet und kenne doch mitunter die Auswirkungen und den 
Umgang mit Flüchtlingen (wenn auch teilweise vom Hörensagen), kenne die 
deutschen "Abschiebepraktiken", die Praktiken und Forderungen, die 
insbesondere auch ein Herr Beckstein bei unserm 14jährigen 
"türkischstämmigem"(?) Mitbürger meinte. Teilweise ist es nahe an 
Forderungen wie "Wer auffällt fliegt!" dran, oder man solle sich doch 
nicht wundern, wenn die Fremden ganz entfernt weggesperrt werden. Oder 
der Teufelskreis mit der Arbeit und Arbeitserlaubnis während eines 
Asylverfahrens, wenn es überhaupt soweit kommt.
Das man in diesem Land recht schwer die Staatsbürgerschaft erhält, dass 
sich einige Kreise immernoch gegen die doppelte Staatsbürgerschaft wehren.
Die Einschnitte gegenüber und die menschenverachtende Behandlung von 
Flüchtlingen, dass Bombardieren von Länern und die Empörung über den 
resultierenden Flüchtlingsstrom...
Zu einer Demokratie gehört braune Scheiße
Nein. Zu einer Demokratie gehört das Tolerieren aller, die Toleranz
akzeptieren, nicht das Tolerieren von allem, was es gibt.
Ich sehe darin keinen Widerspruch zu meinem Satz.
Dann lies den Text nochmal.
Ich laß den Satz mehrmals, es klickt nicht bei mir. Ich toleriere ja 
eben jeden in dieser Demokratie und äußere meine Kritik gegenüber 
bestimmten Taten. "Braune Scheiße" könnte jetzt natürlich beides 
darstellen. Wenn ein Politiker braun denkt, dann verschließt man sich 
nicht und vortuscht das Problem oder spielt es herunter. Und da braune 
Gedanken immer eine Rolle spielen werden, werden sie auch nie ausrottbar 
sein und damit ständiger Bestandteil unserer Demokratie sein und ständig 
bekämpft werden müssen.
Scheisse akzeptiert gar nichts ausser brauner Scheisse, schon
vergessen?
Die Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass man in ihr gegen 
undemokratische Tendenzen vorgehen kann, und zwar indem man das Problem 
aufklärt und nicht verschiebt oder totredet.
Und genau deshalb bekam Hohmann völlig berechtigt eine auf's Maul.
Er bekam eine aufs Maul, weil seine Meinung Wählerstimmen hätte kosten 
können. Aus Überzeugung hätte man ihn vermutlich nicht so ohne weiteres 
rausgehauen, da spekulier ich jetzt aber nur.
Womöglich erkennt man auch gar nicht, und ich bin völlig überdreht in 
dieser Ansicht, dass Rassismus(bzw. hier Antisemitismus) nicht erst dort 
beginnt, wo ich "Der ewige Jude war ja schon immer so und so" rufe.
--
Freundliche Grüße,          ###  http://www.stop1984.com
Matthias Hannich            ###  nulli@xxxxxxxxxxxx
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