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Re: Hohmann und Internet



Am 12.11.2003 21:01 schrieb vb@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx:
On Wed, Nov 12, 2003 at 08:38:34PM +0100, Matthias Hannich wrote:

Die CDU sollte sich schon überlegen, durch wen sie sich vertreten lässt,
es ist doch eine Selbstverständlichkeit für eine demokratische Partei,
dass ein Repräsentant bei braunen Sprüchen eine aufs Maul kriegt. Ich
verstehe überhaupt nicht, was es da zu diskutieren gibt.

Nun, ich bin in keinster Weise seiner Meinung, aber ich halte es für sinnvoller, ihn nicht als Bösewicht zu entlarven, sondern eher zu versuchen nachzuvollziehen, weshalb jemand so denkt.


Ach Gottchen, wenn Du das so siehst, dann lass uns doch mal drüber
reden, ja? Ich mach mal einen Yogi-Tee. Willst ne Tüte?

Aber Indianertänze sind dabei, um sich gegenseitig näher zu kommen und Kraft zu sammeln, ja?

Sorry, aber bei den Sprüchen brauchts was aufs Maul.

Wenn ich so denken würde, würde ich gar nicht mehr Zeit haben komischer Gedanken nachzugehen, weil ich nur am Austeilen wäre. (Deutlicher: Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine aufs Maul, die Frage ist nur ob man es dabei belässt.)

Ich denke, wenn eine demokratische Partei (CSU) Menschen wie Beckstein verkraftet, dann verkraftet sie auch Hohmann.


Wo hat sich Beckstein antisemitisch geäußert?

Das habe ich so nicht gesagt. (Beckstein hält sich bei diesem Thema grundsätzlich zurück...) Es geht darum, dass diese Person grundsätzlich und an jeder Stelle versucht, gegen Flüchtlinge, Menschen, die nicht der deutschen Leitkultur zu entsprechen scheinen oder gegen demokratische Grundwerte und Menschenrechte vorzugehen. Das tut er auf einem nicht viel höherem Niveau wie NPD und Konsorten, "Wir haben nichts gegen Ausländer, die hier arbeiten und Steuern zahlen, aber...". (Im Zweifelsfall hilft google oder ein Hinweis, dass Du nicht weißt, was ich meine. :))

Wer sich als demokratisch ansieht sollte akzeptieren, dass es in einer Demokratie auch nicht nur irgendeine Meinung gibt, sondern eine Menge teilweise grundlegend verschiedener Ansichten.


Ja, klar. Und ich finde übrigens, dass Hohmann keine Anzeige
wegen Volksverhetzung verdient hat.

Da sind wir ja einer Meinung.

Aber wenn die CDU sich nicht blamieren will, dann muss sie eben
Hohmann rausschmeissen, bevor er weiter im Namen der CDU solche
Sprüche tätigt.

Quatsch. Die CDU/CSU täte gut daran, wenn sie endlich mal aufwacht und erkennt, was für Leute da seit Jahren in ihren Reihen Mist machen. Dieser Reflex, alles abzustoßen, was einem irgendwie schaden könnte, ist problematisch. Unterm Strich kommt nämlich raus, dass es viele denken aber vorerst niemand aussprechen will, es könnte ja schaden. Ob Hohmann seinen Rassismus nun so unüberlegt (?) raushaut oder ihn in noch ein paar nette Worte packt, ist in meinen Augen Wurscht. Rassismus bleibt Rassismus und der ist schlichtweg dumm! Das Antisemitismus hier noch ein gesonderter Fall ist, ist richtig. Dennoch ist es nicht verkehrt ihn im gesamten Kontext zu betrachten.

Ich bin wirklich der allerletzte, der _diese_ Regierung verteidigt.

Darauf soll es auch gar nicht hinauslaufen. (Ich dachte ja, die SPD wär noch an der Regierung. *g*)

Man thematisiert halt nicht, indem man sagt "Wir schmeißen ihn raus und damit ist das Problem für uns erledigt."

Was gibt's da zu thematisieren? Wenn ich eine Partei mache, und ein
Arschloch verbreitet öffentlich braune Scheisse im Namen meiner Partei,

In wie weit hat er das im Namen der Partei?

dann fliegt der achtkantig raus und ich distanziere mich. Fertig.

Dagegen habe ich nichts. Ich nenne es dann Lippenbekenntnisse, weil ich die restliche Politik sehe. Ich sehe es als Angst davor an, wirklich seine Meinung zu sagen. Ich finde einige Dinge/Entwicklungen (z.B. im Asylrecht, im Umgang mit Flüchtlingen, im Umgang mit Menschenrechten und anderen Staaten) teilweise wesentlich rassistischer, als so einen komischen Vogel. Und vor allem halte ich es für wesentlich gefährlicher, wenn irgendwelche Politiker meinen unter dem Deckmantel der Heuchelei müsse man "Ausländer" grundsätzlich in "gute" und "böse" einteilen, um sie dann seperat zu behandeln, abzuschieben, zu verstecken oder sonstwas. Das ist ein Rassismus, der in diesem Land kaum öffentlich kritisiert wird, weil ihn viele für gerechtfertigt halten (das genannte waren vielleicht auch nut abgeschwächte Formen) oder weil ihn viele Politiker gutheißen. Kommt dagegen so ein Hanswurst schreit man sich die deutsche Gutmenschen-Seele mal wieder aus dem Leib.

Zu einer Demokratie gehört braune Scheiße

Nein. Zu einer Demokratie gehört das Tolerieren aller, die Toleranz
akzeptieren, nicht das Tolerieren von allem, was es gibt. Braune

Ich sehe darin keinen Widerspruch zu meinem Satz.

Scheisse akzeptiert gar nichts ausser brauner Scheisse, schon
vergessen?

Die Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass man in ihr gegen undemokratische Tendenzen vorgehen kann, und zwar indem man das Problem aufklärt und nicht verschiebt oder totredet. Braune Scheiße akzeptiert nur braune Scheiße - vollkommen richtig. Und braune Scheiße lässt sich gut in demokratischen Parteien verstecken, ohne dass es entdeckt wird oder irgendwer thematisiert, denn man hat ja immer solche netten Extremfälle, die vom eigentlichen Problem ablenken. Unsere Kameraden von der Braunen Armee Fraktion zeigen ja mal wieder, "der Rechtsextremismus ist im Aufwind - wir müssen aufpassen". Ja, wenn man beide Augen fest verschlossen hat erkennt man wirklich den Feind erst, wenn er einem auf die Schnauze geschlagen hat.

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Freundliche Grüße,          ###  http://www.stop1984.com
Matthias Hannich            ###  nulli@xxxxxxxxxxxx
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