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Re: [Debate] "Offene Standards": Koalition beharrt auf Umdefinition



Hi Hartmut,

(BTW: Ich bin etwas ungluecklich, dass im Laufe des Threads die 
Quellenangabe der Zitate verschwunden sind. Bitte darauf achten, sonst 
wird hier jemand etwas in den Mund gelegt, was er gar nicht gesagt hat.)

On Sat, 23 Jun 2007, PILCH Hartmut wrote:

> > > Lizenzbedingungen zu lesen ist nicht einfach, und die Frage ob BSD der
> > > Opensource-Definition entspricht, erfordert mehr als Lesen.
> > >
> > > Wie dem auch sei, unter
> > >
> > >           http://www.opensource.org/licenses/bsd-license.php
> > >
> > > sehe ich, dass die BSD-Lizenz unter die Opensource-Definition fällt.
> > 
> > Ach.
> > -----------------
> > 2. Source Code
> > 
> > The program must include source code, and must allow distribution in
> > source code as well as compiled form. Where some form of a product is
> > not distributed with source code, there must be a well-publicized
> > means of obtaining the source code ..
> > -----------------
> > Das ist _nicht_ BSD-kompatibel, egal was die OSI behauptet.
> 
> Wirklich?
> 
> Hier geht es nicht darum, im Sinne von Copyleft jeden zu zwingen, den
> Quelltext mit jeder Distribution zu verteilen oder gar ihn bei jedem
> abgewandeltem Werken zu veröffentlichen.
> 
> Es geht lediglich darum, dass bei einem unter BSD-Lizenz stehenden Werk der
> echte Quelltext, mit dem man weiterentwickeln kann, verfügbar sein muss.

BSD erlaubt die Weiterverwendung und -entwicklung, ohne dass der Quelltext 
verfuegbar sein muss.
> 
> Wenn das nicht der Fall ist, dann verdient die BSD-Lizenz tatsächlich nicht
> nur nicht das Prädikat Opensource sondern auch sehr wenig Vertrauen.  Ich
> würde dann auf jeden Fall Software meiden und für nicht förderungswürdig
> erachten, die unter dieser Lizenz steht.

Nun, OSI (schoenes Acronymrecycling, BTW) hat kein Definitionsmonopol fuer 
den Begriff "Open Software", auch wenn es von manchen als die 
allumfassende Wahrheit angesehen wird (Ich hatte den Teil dieser 
Diskussion anderswo, auf einer Linuxliste, schon).

Der Ansatz ist ein anderer: Du kannst mit BSD-Software so ziemlich alles 
machen, was Du willst, so erlaubt es eben auch die "Verheiratung" mit 
kommerzieller, proprietaerer Software.

Man sollte sich irgendwann mal vor Augen halten, wofuer das "B" steht, 
fuer eine amerikanische Uni naemlich.

Was an amerikanischen Unis, mit Steuergeldern, erschaffen wird, allen zur 
freien Verfuegung steht, inklusive kommerziellen Verwertern.

Das ist ein ganz normaler Anspruch aus steuerfinanzierter (und damit auch 
wirtschaftsfinanzierter) Forschung.

Innovation ist ein Faktor, der mir bei der Bewertung von Open Source oft 
viel zu wenig beachtet wird. Oft wird Open Source nur als Redevelopment 
vorhandener kommerzieller Software verstanden, zur kostenfreien Nutzung. 
So eingeschraenkt, ist der Wert fuer den _technischen_ Fortschritt gleich 
Null.

Anyway, zurueck zu Open Standards, welche nicht Open Source sind.

Es geht bei offenen Standards fuer Dokumente darum, dass man frei 
verfuegbare Dokumente lesen koennen sollte, ohne dafuer kostenpflichtige 
Produkte kaufen zu muessen, da das dem Sinne offengelegter Dokumente 
widerspricht.

Ein Standardisierungsprozess wie bei der IETF entspricht diesem Anspruch, 
da hier neben dem Standard eine Referenzimplementierung noetig ist, bei 
der in der Regel darauf gedrungen wird, dass diese nicht durch Patente 
geschuetzt ist (und andere Implementierungen unmoeglich macht oder 
erschwert). So weit ich weiss, ist es dabei ueblich, einen moeglichen 
Patentanspruch (siehe z.B. bei VRRP, fuer dessen Implementierung ein 
Patent von Cisco existiert) vom Inhaber klar zu benennen und 
klarzustellen, dass dieser Anspruch nicht durchgesetzt wird, um eine 
konkurrierende Implementierung zu verhindern.

Aber dieser Standardisierungsprozess sagt nichts ueber Open Software aus.

Ein Beispiel aus der Geschichte: Sun liess NFS bei der IETF 
standardisieren.

Jeder kann NFS implementieren, der Standard ist klar und deutlich 
(nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Interoperatibilitaetsprobleme, die 
mit unterschiedlichen Semantiken von Filesystemen verschiedener 
Betriebssysteme zu tun haben, nichts mit dem Standard selbst).

Und Sun bot jedem an, gegen ein Entgelt NFS fuer ein anderes 
Betriebssystem zu portieren. Viele kommerzielle Anwender sind diesen Weg 
gegangen, es gibt aber andere kommerzielle NFS-Implementierungen, und es 
gibt es gibt offene Implementierungen, z.B. auch fuer Linux, fuer diese 
GPL-Software waere eine kommerzielle Sun-NFS-Implementierung nicht denkbar 
gewesen.

Dies ist ein Beispiel, dass Offenheit nicht gleich Open Source ist.

Es gruesst
Peter
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