Re: Softwarepatente abgelehnt
Am 11.07.2005 um 19:09 schrieb Kurt Jaeger:
In diesem Kontext interessiert mich persoenlich beides nicht.
Man muss IMHO vielmehr versuchen, moeglichst wertneutral und nuechtern
den Ist-Zustand zu analysieren und der Frage nachgehen, was die
Richtlinie in Form des Ratsentwurfs daran geaendert haette.
So, wie Juristen aber mit Aussagenlogik umgehen, funktioniert
"wertneutral" nicht. Eine Debatte auf rein juristischer
Ebene loest keine oekonomischen und gesellschaftspolitischen Fragen.
D'Accord. Nur wenn Du über die Auslegung des Richtlinienentwurfs
diskutieren willst, dann ist das halt eine rein juristische Debatte.
Ich habe das Thema nicht gewählt. ;-)
Ihr Juristen muesst von dem Trip runter, dass eine "wertneutrale"
Debatte nur auf juristischer Ebene gefuehrt werden kann. Wenn das
so waere, braeuchte man ja nicht waehlen gehen, sondern ein Gericht
koennte entscheiden.
Ich habe Dein Eindruck, dass Dir in dieser stark ideologisierten
Debatte die Fähigkeit zur Differenzierung abhanden gekommen ist.
Es ist fuer mich unverstaendlich, wie Juristen dermassen
beschraenkt auf Juristisches argumentieren koennen.
Du versucht den Juristen eine juristische Diskussion aufzudrängen und
beschwerst Dich dann darüber, dass juristisch argumentiert wird. Euer
Diskussionsansatz basiert doch auf einer Kritik am Richtlinienentwurf
des Rates verbunden mit einer gewagten alternativen Auslegung dieses
Entwurfs. Deshalb schlage ich doch die ganze Zeit vor, anders zu
argumentieren und zu diskutieren. Nur zu, ich warte drauf. Wer mir
allerdings wie ihr eine juristische Auslegung eines Richtlinienentwurf
anbietet, der sollte sich nicht darüber wundern, wenn ich ihm dann eine
entsprechende Einschätzung präsentiere.
Die Diskussion verläuft übrigens nicht entlang der Trennlinie von
Juristen und Technikern. Ich glaube noch nicht mal, dass man sagen
kann, dass die eine Gruppe in dieser Diskussion mehrheitlich pro und
die andere Gruppe mehrheitlich contra eingestellt wäre.
Ihr denkt leider viel zu sehr in Schubladen. Um da raus zu kommen,
müsste man aber erst einmal - am Besten unabhängig von den
Richtlinientwürfen - klären, wer wofür eintritt.
Das ist ein Standpunkt, der sicher diskutabel ist. In der Diskussion
wurde aber stattdessen immer der Eindruck erweckt, es wuerde nun alles
viel viel schlimmer werden. Siehe neue Patentwelt/Irak.
Du ignorierst, dass ein Beschluss eines Parlaments auf politischer
Ebene (wohlweisslich nicht juristisch!) schon ein Signal ist,
dass das Thema wohl doch nicht "herrschend gemeint" wird, wie
das (fast) alle Juristen behaupten.
Es ist naiv zu glauben, dass ein bloßer Negativbeschluss des
EU-Parlaments geeignet wäre, eine herrschende juristische Auffassung in
Frage zu stellen. Im übrigen macht das der konkrete Beschluss auch
inhaltich überhaupt nicht.
Genau. Das ist der Weg der Juristen, die, wenn sie sich in ihren
Kreisen oft genug wiederholt haben, beruhigt auf die herrschende
Meinung verlassen koennen, ohne dass real-weltliche Argumente
jemals Einzug finden...
Es ist schon lustig, dass Du das hier jetzt gerade Juristen wie Rigo
oder mir vorwirfst. Da ist wohl einiges gehörig durcheinander geraten.
Meine Güte.
Grüße
Thomas
Thomas Stadler
http://www.internet-law.de
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Rechtsanwaelte Alavi Froesner Stadler
http://www.afs-rechtsanwaelte.de
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