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Re: [phm@xxxxxx: [ffii] Ratspraesidentschaft "beschliesst" Softwarepatent-Vereinbarung]



* Axel H Horns wrote:
> Das geht in der Praxis definitiv _NICHT_ so, dass man im Unternehmen
> jahrelang herumwurstelt, als ob es das Patentsystem ueberhaupt nicht
> gaebe, und dann ploetzlich aufschreit, weil man fuerchtet, schon allzu
> lange Patente Dritter verletzt zu haben. Da hilft dann auch kein
> Patentanwalt, dem man einen Auftrag andienen moechte, gegen moeglichst
> wenig Geld einen moeglichst umfassenden "Persilschein" auszustellen, der
> nach einer Patentrecherche dem Unternehmen bescheinigt, dass man ja
> eigentlich gaaar keine Patente verletzt.
>
> So laeuft das normalerweise nicht.

IBTD: In den allermeisten Fällen (ich kenne nur eine Ausnahme), wird auf die
Patentsituation bei der Entwicklung von Software kein Gedanke verschwendet.

> Mir kommt die Haltung mancher KMUs im IT-Bereich zum Patentsystem so vor,
> als ob jemand einen Laden aufmacht und jahrelang keine Steueren bezahlt
> und dann irgenwann voellig ueberrascht ist, dass es ueberhaupt sowas wie
> das Finanzamt gibt.

Die Sicht kann ich nachvollziehen, jedoch gilt in der Realität IMHO exakt
diese Ansicht. Die meisten Entwickler und deren Chefs haben keine Skrupel
bei der Entwicklung von Software auf dem aktuellen Stand der Technik.
In den meisten Fälle wird jedoch auf dem Stand der Technik von 1980
entwickelt. Da ist man schon überrascht, wenn ein etwas moderneres Konzept
von Anfang 1990 sich ins Projekt einschleicht. I.d.R. führt das zu Unbehagen
bei Entwicklern und Verantwortlichen.

Ach, was sag ich! 1980 ist oft schon zu optimistisch. Im Sinne der geistigen
Gesundheit ist ein Reverse Engineering Verbot (wie es Frankreich versucht)
nur von Nutzen.

> Patentinformationen sind heute billig verfuegbar, auch fuer KMUs. Es
> gehoert m.E. zum unternehmerischen "kleinen Einmaleins", dass man sich
> _vor_ dem Beginn einer Produktentwicklung umsieht, welche Patente z.B.
> die wichtigsten Mitbewerber auf der Pfanne haben und dann kontinuierlich
> waehrend des gesamten Entwicklungs- und Markteinfuehrungsprozesses die
> Patentlage weiterbeobachtet.

Hallo Elfenbeinturm: Es geschieht nicht. Es wäre auch sinnlos, weil die
Ergebnisse i.d.R. unverständlich sind.

> eher bestimmt durch das fortwaehrende rechtzeitige Detektieren von
> potentiellen Patentproblemen, Auffinden von Alternativ- und
> Umgehungsloesungen (die sich manchmal am Ende sogar technologisch als
> vorteilhaft erweisen koennen),

Die Realität zeigt: Entwickler, die nicht mal einen Sortieralgorithmus
fehlerfrei niederschreiben können (von einer Komplexitätsabschätzung ganz zu
schweigen), sind mit der Umgehung von Verboten überfordert. Die stehen da
und schauen wie der Maurer, dem Du den Gebrauch der Kelle verbietest.

Die Leute, die hier mitdiskutieren, sind nicht auf dem Niveau, aber die
Realität der KMUs ist so.


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