Re: computerimplemetierte Erfindung vs. Software
On Thu, Sep 23, 2004 at 10:09:11AM +0200, Rigo Wenning wrote:
Hi Rigo,
danke für die Antwort!
> Am Thursday 23 September 2004 00:56 verlautbarte Martin Uecker :
> > On Wed, Sep 22, 2004 at 10:17:38AM +0200, Rigo Wenning wrote:
> > > Ich gebe Dir Recht, dass es schwer bis unmöglich ist,
> > > Turing-compatible Dinge in technische (Dampfmaschine) und
> > > nicht-technische (Algos) Dinge zu trennen.
> >
> > Und da würde ich gern widersprechen.
> >
> > Es gibt Erfindungen, die beziehen sich auf materielle Dinge
> > wie Dampfmaschinen, Zahnräder, Elektronen (Physik) und es
> > gibt Erfindungen, die beziehen sich auf immaterielle Dinge
> > wie Software, mathematische Formeln, Zahlen (Mathematik).
> >
> > Der Unterschied ist glasklar. Für manche Philosophen ist er
> > so krass, daß sie von verschiedenen Welten sprechen.
>
> Hm, mein Satz war nicht klar genug: Geschützt wird im Patentrecht die
> Idee, also immer die immaterielle Seite der Erfindung und gerade nicht
> die materielle Seite. Ansonsten wäre das eine Art Urheberrecht für
> Maschinen ;)
Wir reden aneinander vorbei. Auch wenn Axel das Gegenteil
behauptet, haben die Softwarepatentgegner das durchaus
verstanden. Ich weiß genau, daß das Patentrecht die
Erfindung als immaterielles Ding schützt und nicht den
konkreten Gegenstand.
Meine Aussage ist eine andere: eine Idee hat einen Inhalt
der sich irgendwie auf andere Dinge bezieht. Man kann die
immateriellen Ideen danach klassifizieren, ob ihr Inhalt
sich auf materielle Dinge bezieht (Elektronen) oder auf
immaterielle Dinge (Zahlen).
[...]
> > Eine neue Aufzugssteuerung könnte sich sowohl durch eine neue
> > Art der Regelung des Motors (Physik) auszeichen, als auch durch
> > spezielle effiziente Rechenmethode, die vielleicht eine billige
> > Umsetzung erst möglich macht (Mathematik).
>
> Die Erfindung ist die Kombination aus beidem.
Warum? Sie enthält zwei logisch leicht trennbare *verschiedene*
Ideen:
a) wie man den Motor steuert (Physik)
b) eine effiziente Rechenmethode (Mathematik)
Eine sauber Lösung für das ganze Softwarepatentproblem ist: Man
läßt nur die erste Idee als Erfindung zu.
[...]
> > In Grauzonen kommt man gerade erst, wenn man Software
> > irgendwie auf der Rechtsfolgenseite bevorzugen will:
> >
> > Denn ob Logik in Hardware oder Software implementiert wird,
> > kann man von 0% auf 100% fließend regulieren.
>
> Hier bist Du am Kern des Problems! Wenn die Idee und nicht die konkrete
> Maschine geschützt ist, dann bekommt man exakt dieses Problem.
Im Gegenteil! Auch die Softwarepatentgegner wollen prinzipiell
Ideen schützen und nicht einen Urheberrechtsschutz für Maschinen.
Wir wollen nur mathematische Ideen von dem Schutz (weiterhin)
ausgenommen haben.
Die Sache ist dann einfach: Ist die Idee geschützt, stellen
alle Arten der Implementation (von 0% bis %100) eine Patent-
verletztung da, ist sie es nicht, dann keine.
Wenn man die Rechtsfolgen für Software mildern will, muß man
dagegen irgendwo zwischen 0% und 100% eine Grenze ziehen!
[...]
> > Denn ob Logik in Hardware oder Software implementiert wird,
> > kann man von 0% auf 100% fließend regulieren.
>
> Ein interessanter Beitrag, Danke. Was nervt Dich denn, was der
> Patentinhaber mit seinem Patent macht? Dass er mit seinem Patent Leute
> in Bereichen nervt, die zu seiner Erfindung vollkommen sachfremd ist?
Die Fragen zielen schon wieder auf die Rechtsfolgenseite ab.
Verstehe mich nicht falsch, ich denke, daß das Patentsystem
generell reformiert werden müßte, und daß man da auch über
die Rechtsfolgenseite nachdenken sollte.
Aber für viel wichtiger halte ich jetzt erstmal, daß
mathematische Ideen in Aufzugssteuerungen, hardcodierten
Schaltungen oder Universalrechnern überall von der
Patentierung ausgeschlossen bleiben.
Gruss,
Martin
--
One night, when little Giana from Milano was fast asleep, she had a strange
dream.
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