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Re: Datenschutz und 'Besenreines Sterben'.



Axel H Horns wrote:

> Aber: Die paar Faelle, die ich aus der eigenen Verwandschaft kenne,
> zeichnen sich dadurch aus, dass weit mehr als das oekonomisch
> notwendige weggeworfen wurde (z.B. 1 Schuhkarton voll Dokumente
> haette man theoretisch ja sogar noch mit ins Altersheim nehmen
> koennen).

Es gibt aber auch Menschen wie ich;-) der, in der DDR aufgewachsen und nun
in Australien wohnend, beschlossen hat, seine drei Boxen "persoenliches
Museum" und auch sehr viele Buecher durch's Leben zu schleppen.

Meine Leselust ist durch den elterlichen Buecherschrank nicht unwesentlich
beeinflusst, und das moechte ich gern meiner Tochter ermoeglichen,
desweiteren duerfte mein Interesse an historischen Dokumnten und
Zusammenhaengen auch durch "Alltagsdokumente" der aelteren Generationen
geweckt worden sein, die ich seit meiner Kindheit mit Interesse
durchstoebere. Die zig-Millionen-Geldscheine aus der Inflationszeit,die
Photographien meines Onkels, meine Heimatstadt Rostock zeigend, wie sie
seit den Bombennaechten April  1942 nicht mehr existiert (das hat er auch
im Album vermerkt), die "Gartenlauben" bei Freunden, die Lohntuete eines
jungen Ingeneurs aus der Kaiserzeit etc. - fuer mich alles mit mein
Verstaendnis von Geschichte praegend. Meine Nachfahren duerfen durch meine
Kontoauszuege seit der Lehre blaettern, ein im Ferienlager ertauschtes
polnisches Pionierhalstuch, natuerlich Bilder, meine Bafoeg-Mitteilungen,
den Wehrdienstausweis mit der Blechmarke, Zeitungsausschnitte, besonders
aus der Wendezeit 1989/90. etc. angucken und sich daraus ein Bild von den
Lebensumstaenden machen, die mich begleitet haben.

> Ausserdem kommt hier die Digitaltechnik ins Spiel:

Ach, die nicht so recht.. die Dinge, die ich oben beschrieb, ist
Geschichte zum Anfassen, ich kann mir nicht vorstellen, dass ein
Heranwachsender statt des Pappkartons mit ebensolchem, Interesse CDs
durchstoebert. Mal abgesehen davon, ob man die spaeter noch lesen kann.
(Mit dem Halbzollband fuer einen K1630, dem PDP-11-Nachbau in der DDR, aus
meinem Bestand gibt es das Problem jetzt schon;-)

Digitalisierung mag fuer wissenschaftliche Archivierung nuetzlich sein,
fuer den Privatgebrauch bezweifele ich das.

> Der langen Rede kurzer Sinn - ich moechte mit diesen Ausfuehrungen  nur
> verdeutlichen, dass viele ZeitgenossInnen ein Privatrachiv nicht
> wollen, nicht aus oekonomischen Gruenden, sondern aus tieferen
> Gefuehlen heraus, die ich derzeit nicht verstehe, ueber die ich aber
> gerne naeheres erfahren moechte.

Ich bin mit einer Singapuranerin gut befreundet, die, aus wohlhabenden,
"verwestlichten" Schichten stammend, das Gefuehl von Geschichtslosigkeit
gut vermittelt. Ihrem eigenem Empfinden laesst lediglich der Konsum, das
Shopping, die Leute ticken, Geschichte ist wertlos.

Das duerfte fuer manchen wohlhabenden 30something, den Du im Auge hast,
auch zutreffen.

Es gruesst
Peter





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