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Re: [Debate] FYI: Zensur im Globalen Dorf - das Web und dieMeinungsfreiheit



Lutz Donnerhacke <lutz@xxxxxxxxxxx> writes:

>> Die Netiquette ist heutzutage nicht mehr durchsetzbar.
>
> Gutes Benehmen ist rechtlich nie durchsetzbar.

Darum geht es ja auch weniger als um...

> Das Geheimnis des Netzes heißt aber "Aufmerksamkeitsökonomie". Die
> Netiquette gibt einen Leitfaden, wie man zum gewünschten Rezipentenkreis
> kommt.

Wenn es nur Höflichkeit wäre... Es ist schlicht Schlampigkeit und
Schreibkultur. Jeder schreibt, wie es ihm gerade so paßt.

>> Eine Steuerung nur durch nicht-rechtliche Normen reicht deshalb heute
>> nicht mehr aus.
>
> Du meinst bestimmt nicht die QUotingverordnung als Durchführungsbestimmung
> des Gesetzes über öffentliche und nichtöffentliche Kommunikation in
> nichtpapiergebundenene Medien, oder?

Nein. ;-) Was ich meine ist dies: "Soziale Normen" ist der
Oberbegriff, und Rechtsnormen sind eine Art sozialer Normen. Die
Netiquette oder ein RFC zB wäre eine soziale Norm, aber keine
Rechtsnorm. Früher reichte die Netiquette aus, um den Verkehr in
Listen und NGs zu regeln. Indem sich nun Subkulturen bilden, in denen
viele technische Laien unterwegs sind, die von diesen Regeln nie etwas
gehört haben (juristische oder medizinische Listen etwa, aber auch
Bürokommunikation), treten neue, lockerere Verhaltensweisen auf (TOFU,
oder überhaupt: Fullquote), die nun wiederum von diesen Usern als
"normal" empfunden werden. Teilweise ging das ja auch schlicht auf
Macken von OE/OL zurück...

Und wenn die beiden Welten aufeinanderprallen (zB beim Abonnieren von
Mailinglisten), kommt man dann auf rechtliche Gesichtspunkte, um zu
begründen, warum bestimmte Mindestanforderungen an den Verkehr zu
stellen sind: Das ist eine Verrechtlichung sozialer Beziehungen.

>>> Warum muss ich ein Listenarchiv vor Verschmutzung durch Privatadressen
>>> absichern, nur weil Leute so bloed sind, ihre eigene Adresse dort zu
>>> hinterlassen?
>>
>> Weil Du durch die "Eröffnung des Verkehrs", also durch die Einrichtung
>> des Archivs erst die Voraussetzungen dafür schaffst, daß so etwas
>> passieren kann.
>
> Warum haftet dann nicht der Verkäufer des PCs?

Die Kausalkette beim Verschulden muß irgendwann anhand normativer
Kriterien beendet werden. Lehrbuchbeispiel: Sonst wären die Eltern
strafrechtlich verantwortlich für den Mord, den ihr Kind später
begangen hätte...

Jürgen.

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