Re: [FYI] Pressefreiheit.
* Andreas Jellinghaus:
> On Saturday 01 October 2005 20:07, Florian Weimer wrote:
>> Ein bißchen kommt das mir so vor wie die Geschichte vom leeten
>> Cracker, der per Social Engineering Zugang zu Firmengeheimnissen
>> erhält, damit gegenüber seiner Peer Group prahlt, und dann eben
>> verknackt wird. Warum soll es Journalisten anders ergehen, wenn sie
>> letztlich das gleiche machen? Sind sie Bürger erster Klasse mit mehr
>> Rechten als wir?
>
> guter vergleich. hinkt aber insofern, das es beim journalist den
> unterschied gibt, ob informationen an ihn herangetragen werden,
> oder ob er diese sucht. der extremfall wäre eher ein journalist
> der gegen geld geheime informationen kaufen will - spätestens da
> ist klar, das eine straftat vorliegt. im cicero fall ist davon
> aber nicht die rede.
"Social Engineering" ist durchaus fließend. 8-)
Es soll in der Branche nicht unüblich sein, daß für Information dieser
Güte auch Geld fließt. Ob das hier passiert ist -- keine Ahnung, aber
dann muß die Quelle erst recht einen ziemlichen Dachschaden haben.
> im heft soll übrigens mehr material als im web gewesen sein,
> denn es hies selbst telefonnummern wären dort veröffentlicht wurden,
> im web sehe ich davon nichts.
Der Artikel besteht aus zwei Seiten. Auf der zweiten standen vorher
noch die Telefonnummern.
> die einschätzung, das cicero willentlich und wissentlich das
> innenministerium vorgeführt und internaltional diskreditiert hat,
> trage auch ich. eine solche detailfülle hat nichts mit
> journalistischem bericht oder genauigkeit zu tun, sondern ist pure
> prahlerei und will bewusst genannten effekte erzielen.
Eben. Unabhängig nachprüfen können wir die Information sowieso nicht.
(Allerdings ist das auch ein Argument, demzufolge Links in der
Online-Berichterstattung ebenfalls nicht privilegiert werden sollen).
Andererseits hätte Schily seine Reaktion vielleicht auch weniger
burschikoser ausfallen lassen. (Ich werde aber versuchen, ein
Transkript zu bekommen, vielleicht wurde das auch nur
sinnentstellendend zitiert.)
> insbesondere die US geschichte zeigt uns, wie wichtig es ist,
> das journalisten annonyme informanten existieren können und
> journalisten nicht aussagen müssen - watergate lässt grüßen.
> der aktuelle fall dort mit der enttarnten cia agentin ist
> aber auch interessant - den auch da wurden unnötig details
> veröffentlicht um politische agenda zu betreiben.
Das Problem war wohl, daß Plame als "CIA operative" genannt wurde
(womit der Autor der betreffenden Kolumne bisher immer
"Undercover-Agent" gemeint hatte). Groß Details wurden anfangs auch
nicht breitgetreten, wenn ich mich richtig erinnere. Diese Sache ist
noch seltsamer als unsere mit Cicero.
Eine gewisse Sorglosigkeit im Umgang mit Dienstgeheimnissen spielt
dort aber auch eine Rolle.
> ich kann mir daher gut vorstellen, das eine absolute freiheit der
> presse in dieser sache nicht sein muss, sondern ein gericht am ende
> bewerten muss, ob alla watergate ein berechtigtes interesse der
> öffentlich. oder alla cia/iraq (und evtl .de?) politische ziele
> verfolgt werden.
Politisch ist es immer, und öffentliches Interesse kommt im Zweifel
erst mit der Brichterstattung. Das Leck muß der letzte Ausweg sein,
wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.
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