Re: FITUG: Meinungsfreiheit braucht Linkfreiheit
Hallo Florian,
Friday, October 8, 2004, 3:00:44 AM, you wrote:
...
> Ich denke, daß ich damals den Formulierungen nicht kritisch
> gegenüberstand. Vielleicht lag das an mangelnder Lebenserfahrung,
> vielleicht erschienen sie mir aber tatsächlich aus der Zeit heraus
> angemessen.
Wir sind auch keine professionellen Spindoktoren, sondern blutige
Amateure. Büssow hingegen macht sowas seit 30 Jahren hauptberuflich.
Die offiziellen Pressemitteilungen (und vor allem die auf dem kleinen
Dienstweg kommunizierte Anschuldigungen) der Bezirksregierungen fand
ich übrigens fast immer weit übler als das, was wir je von uns gege-
ben haben. Ich hätte vorher nie gedacht, dass die Bezirksregierung so
weit gehen würde.
Es ist wirklich nicht schön, via dpa als ekelhafte Nazisympathisanten
bezeichnet zu werden. Schlimmer war allerdings eine andere Situation,
ein Schlüsselerlebnis. Da habe ich tatsächlich kurz gezweifelt - bis
ich merkte, dass wir wieder einmal nur Teil einer besonders perfiden
Inszenierung waren:
Damals bei einer der ersten Anhörungen in Düsseldorf rutschte ich 4
Stunden fassungslos auf meinem Stuhl rum und wollte mich rechtfer-
tigen - bei Paul Spiegel, den Büssow auf's peinlichste instrumenta-
lisiert hatte. All dieses Leid, diese verständliche, aber dennoch
halbwegs professionell überspielte Verachtung; das anzuhören, mit
dem Wissen, dass man angesprochen, ja angeklagt, wird, aber keine
Chance bekommt, sich zumindest erklären zu dürfen, war unerträglich.
Ich war sowas von unfassbar wütend. Nein, natürlich nicht auf Spie-
gel, sondern auf einen Regierungspräsidenten, der wirklich keine
Skrupel bei der Durchsetzung seiner Interessen hat.
Dass die Thematik alles andere als leicht zu vermitteln war, wurde
hier aber auch oft genug diskutiert.
Und trotzdem, so schlecht haben wir uns nicht geschlagen, oder?
MfG
Olaf
--
"Allzu häufig stecken hinter Blogs gescheiterte Journalisten,
die gern auf die inhaltlichen und ethischen Regeln des Berufs,
nicht aber auf die Aufmerksamkeit verzichten möchten."
-- Hannah Pilarczyk, Tagesspiegel, 02.10.2004
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