Re: OSS in Zukunft
>>>>> Rainer Sokoll writes:
> Mir scheint aber, daß sich die Zeiten ändern:
> Hinzugekommen ist Software, deren Entwicklung von monetär
> interessierten Unternehmen finanziert wird (die Beispiele
> Mozilla und OOo), die aber unter einer GPL-ähnlichen
> Lizenz quelloffen ist. Das "You've got the source, Luke!"
> greift hier nicht mehr, einfach wegen des Umfanges der
> Quellen.
Könntest Du auf den Umfang nicht mittlerweile auch beim
Linux-Kernel, bei KDE, Gnome usw. hinweisen?
> Offensichtlich kann man mit solcher Software
> Geld verdienen. Daran ist auch nichts schlechtes -
> Unternehmen leben nun mal vom Geldverdienen. Andererseits
> besteht die Gefahr, daß die Philosophie, die Kultur, der
> demokratische Anspruch hinter OSS (oder doch vielleicht
> nur hinter GNU?) auf der Strecke bleiben?
Was, bitte, ist denn die Philosophie oder die Kultur von
Open Source? Es hat vor 20 Jahren ein paar grundlegende und
wegweisende Artikel von Stallman gegeben. Es gibt aber
mittlerweile einige, die in andere Richtungen denken
(z.B. Eric Raymond), und andere, die sich um die ganze
Ideologie-Debatte gar nicht erst scheren. Innerhalb der
ganzen "Bewegung" existieren sicherlich einige Communities,
wie z.B. Debian mit dem Social Contract, die hier ein
schärferes Profil haben als andere. Trolltech etwa schlägt
mit den Lizenzbestimmungen für QT einen anderen Weg
ein. Aber gehören sie deswegen nicht zu Open Source?
Es werden sich, wenn z.B. die Behörden mal in Gang kommen
und das brasilianische Innenministerium Anwendungen
entwickelt, die auch den Vietnamesen zu pass kommen, noch
ganz andere Phänomene entwickeln: ein schön
durchbürokratisiertes Assessment. Sprich: die Teilsysteme
einer Gesellschaft werden für sich herausfinden, ob und wie
sie freie Software gebrauchen können. Open Source erhält im
jeweiligen System jedes Mal ein anderes Gesicht, und
eventuell kommt sogar etwas Sinnvolles zurück. Grundsätzlich
ist das aber erst einmal ein Problem der verschiedenen
Systeme (Bürokratie, Wirtschaft, Recht, Politik etc).
Den demokratischen Anspruch kann ich insgesamt nicht so
recht entdecken. Vielleicht meinst Du eher so etwas wie
"emanzipatorisches Potenzial"?
> Ich sehe, daß die Grenzen zwischen OSS und kommerzieller
> Software verschwimmen.
M.E. kannst Du die selbst bei fast allen Anwendungen sehr
klar ziehen. Im Extremfall stellst Du selbst Deine
Software-Sammlung zusammen und achtest ausschließlich auf
Deine eigenen Kriterien (nur GPL und LGPL schon nicht mehr,
oder wie auch immer).
Insgesamt sehe ich das Problem nicht so recht und nehme
stark an, dass Du mit Kultur, Philosophie und Demokratie
Annahmen unterstellst, die so kaum gültig sind (vgl. etwa
Stallmans moralischen Impetus mit der pragmatischen Haltung
von Torvalds).
Patrick
--
und als sie ein Stück weiter waren, daß man den Galgen sehen
konnte, sagte der Mann zu ihm 'siehst Du, dort ist der Baum, wo
siebene mit des Seilers Tochter Hochzeit gehalten haben und jetzt
das Fliegen lernen
--
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