Re: Hohmann und Internet
Tim Landscheidt wrote:
> Ich finde auch Merkels Reaktion, die Du so schön mit "auf
> die Fresse" umschreibst, absolut kontraproduktiv. Weite Tei-
> le der Bevölkerung werden sich, wenn sie Hohmanns Rede gele-
> sen haben, fragen (und, wenn man den Umfragen glauben darf,
> tun sie es bereits), wo sein "Fehler" denn gewesen sein
> mag -
Ich verstehe nicht, warum Hohmann nicht von vorneherein einen weniger
rückwärtsgerichteten Aufpunkt für die nun wahrlich nicht überraschende
Beobachtung, daß nicht alle Juden gute Menschen waren, gewählt hat. Aber
von jemandem, der noch immer meint, einen Beitrag zur völlig überholten
Kollektivschuld-Debatte zu liefern, kann man offenbar nichts anderes
erwarten. (Überholt ist die Debatte deswegen, weil sie gar nichts über
unsere Pflichten aussagen -- müssen wir nun Waffen an Israel liefern,
oder dürfen wir's nicht tun wegen unserer historischen Verantwortung?
Höchstens in der Frage, wieviel von Lea Roshs Inkompetenz die
öffentliche Kasse finanzieren muß, ist die Frage der Kollektivschuld
noch aktuell.)
Ich bin mir nicht völlig sicher, ob sich Hohmann wirklich an einer
Reductio ad absurdum versucht hat. Dazu hat etwas zu viel Eifer in seine
antijüdischen Tiraden gesteckt. Freilich stellt er sie unter die zu
widerlegende Hypothese, daß man Menschen aufgrund ihrer Geburt (beim
Deutschen und Jüdischen eher: aufgrund ihres Blutes) abstrakt als Person
betrachten könne (mit entsprechenden Rechten und Pflichten), weswegen
logisch betrachtet die Ausführen allesamt bedeutungslos werden -- aber:
diese Feinheiten versteht niemand. Übrig bleibt der Eindruck, daß es
gerechtfertigt ist, an rassistischen Definitionen festzuhalten.
Natürlich ist das Blut-und-nicht-Boden-Staatsbürgerschaftsrecht ein
Problem, aber auch die rassistische Definition des Judentums hat keinen
Platz in einer modernen Gesellschaft (wie auch ersttestamentarischer
Völkermord im zwanzigsten Jahrhundert nichts verloren hat).
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