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Re: Das deutsche Maut System



On Fri, 10 Oct 2003, R. Lemke wrote:

> Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen steht
> geschrieben, daß die Kameraüberwachung einen Druck erzeugt,
> kriminelles Handeln in die nicht überwachten, privaten Bereiche
> des täglichen und städtischen Lebens zu verlagern.

Das ist so, ja. Einen Teil von Straftaten unterbindet es aber auch -
dort, wo auf Grund von Lokalitaet und Klientele es zu spontanen,
ungeplanten Delikten kommt. Beispielsweise Belaestigung von Frauen durch
Betrunkene. Dafuer gibt es bestimmte Brennpunkte.

> Aber dafür
> haben wir hier in Deutschland ja vorgesorgt, indem wir den
> Lauschangriff inthronisiert haben. Und damit es nicht so
> auffällt, soll gleich auch noch die statistische Erfassung dieser
> Schmuddeltätigkeit eingeschränkt bis abgeschafft werden. War
> jedenfalls vor kurzem so zu hören.

Kameraueberwachung -> Verlagerung des kriminellen Handelns auf
Telephonie -> Lauschangriff?

Eine nicht ganz logische Kette, finde ich.

> Freiheit bedeutet, daß man sich die Inkaufnahme eines Übels
> aussuchen kann. Wenn ich mich im Verfolg meiner täglichen
> Verrichtungen bis kurz vor oder selbst ins Privatleben hinein
> solchen Dingen nicht mehr entziehen kann, kann auch von Freiheit
> keine Rede mehr sein. Beispiele: Überwachungskameras, Mobilfunk,
> präventive Telephonüberwachung (angedacht) und so weiter.

Auch jein. Kameraueberwachung, das Aufzeichnen von Bildern, ist etwas
anderes als die systematische Auswertung gesammelten Materials, um zum
Beispiel Dir regelmaesig zu sagen, wo Du gerade bist.

(Letzteres duerfte, seitdem jeder ein Mobile mit sich rumtraegt, technisch
sowieso kein Problem mehr sein - die Daten sind da, Dein Mobile logt sich
fortlaufend in GSM-Zellen ein.)

Dass es Sammler und Jaeger gibt, ist klar. Auf die Finger gucken und
klopfen ist wichtig.

Meines Wissens sind in Dtl. die Sammler und Jaeger bis jetzt noch nicht
soweit akzeptiert, dass sie ueberall und immer sammeln und jagen duerfen.

Du wirst nie ganz erreichen koennen, dass diese Leute, die im Verborgenen
arbeiten, auch einiges tun, was Dir nicht gefaellt. Allerdings ist es wohl
weder gesellschaftlich akzeptiert noch arbeiten sie so verborgen, dass
einem gar nichts mehr auffaellen wuerde.

> Eine
> erhebliche Entlastung unseres Lebensumfeldes von Kriminalität
> wäre schon erreicht, wenn es gelänge, die
> Beschaffungskriminalität des Drogenmarktes zu beseitigen. Sie
> stellt etwa 80% des Straftatenaufkommens in unserer Gesellschaft
> dar.

Ja.

Warum es diesen Umgang mit Drogen gibt, versuche ich seit dem Mauerfall
auch zu verstehen. Das erscheint mir sehr, sehr irrational. Da ich soetwas
aber nicht als "Langzeitbegruendung" fuer taeglich praktizierte Unvernunft
gelten lasse, ist fuer mich die naechstliegende Begruendung, dass sich das
kraeftig instrumentalisieren laesst.

Gruss
Peter

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