Re: Sozialismus/Anarchie/Diktatur (kam vom JAP!)
On Friday 05 September 2003 10:33, vb@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx sed:
> On Fri, Sep 05, 2003 at 10:08:43AM +0200, Lars Weitze wrote:
> > Beispiel EU-Softwarepatente: Die Politiker beschweren sich ernsthaft und
> > vehement, das sich die "Untertanen" in den Entscheidungsprozess
> > einzumischen wagen.
>
> Sorry, Lars, das ist Quatsch.
>
> Sogar der New-Labour-Tante unterstelle ich grundsätzlich mal "gut gemeint",
> die Damen und Herren Politiker checken eher gar nicht, was sie da
> eigentlich anrichten AFAICS.
Umso schlimmer.
> Sieh's mal so: die setzen Lobbyisten der Grossindustrie in ein Gremium
> ein, das dann "die Belange des Mittelstandes beachtet". Eine absurde
> Vorstellung, aber ich kauf denen das zunächst mal ab, dass die wirklich
> so denken.
Umso schlimmer, dass es so läuft.
> Die Politiker glauben, ein gutes Werk zu tun, und wollen das beschliessen;
> auf einmal stehen Leute auf der Strasse und atackieren das alles, die
> Argumente sind zwar laut, aber niemand versteht, was die eigentlich wollen:
> schliesslich will man ja nur das beste für alle Europäer machen, warum
> sind die da dagegen?
>
> Schliesslich will man "Rechtssicherheit" schaffen, damit gleiches Recht
> für alle gilt?! Schliesslich will man die Entwickler und Erfinder ja
> "schützen", was haben die nur? Das kann nur eines bedeuten: die verstehen
> das völlig falsch!
> Jetzt ist es an uns, unseren gewählten Vertretern zu vermitteln, was
> an ihrem schönen Modell leider völlig weltfremd, kontraproduktiv, und
> vor allem sowohl die kleinen Anbieter als auch die OpenSource-Welt
> massiv gefährdend ist.
Tja, aber die gewählten Vertreter (hust) schotten sich ab, fühlen sich genervt
davon, dass man sie doch tatsächlich mit "konzertierten Anrufen" belästigt
etc.
Du siehst das doch schon auf kleinster Ebene - Du schreibst dem Bürgermeister
von dem Kaff, in dem Du wohnst und was kommt raus?
Nichts.
Null Antwort.
Die Regionalpresse interessiert sich auch eher selten für Deine Belange,
deshalb wird selbst in dem kleinsten Kaff dann entschieden, egal ob es sinnig
ist oder nicht.
Und wann bitte wurden wir zu meiner Meinung nach sehr wichtigen Themen in
Bezug auf Europe oder Deutschland gefragt? Und ich rede jetzt nicht von der
Kreuzchen-Scharade alle 4 Jahre (wo man mit Wahlversprechen, die nicht
einklagbar sind, zugemüllt wird und letztendlich das kleinere Übel wählt)
Wurde der Mittelstand zu Softwarepatenten befragt?
Wurde "das gemeine Volk" zum Euro, zur Rechtsschreibreform... gefragt?
Kann mich nicht erinnern.
Das von Dir beschriebene Szenario bedeutet für mich nur eines:
so, wie momentan die Demokratie funktioniert, ist sie lächerlich.
Die Herren und Damen Volksvertreter fällen letztendlich Entscheidungen aus
Unwissenheit bzw. weil man sich eben auf die Lobbyisten verlässt und Du
schlägst vor, man müsse dafür eben Verständnis haben, sie denken eben so.
Dann muss man eben mit viel Geduld, Zeitaufwand und Geld (siehe
Softwarepatente) freundlichst versuchen, ihnen zu sagen, was sie tun.
Falls sie denn zuhören und falls man denn immer so viel Zeit und Geld hat
(siehe regelmäßig wiederkehrende Fragen in Bezug auf Finanzierung der Leute
des FFII in Brüssel etc)
Und jetzt überleg Dir mal, wie viele solcher weltfremder Entscheidungen
getroffen werden und wieviel Geld man theoretisch dafür lockermachen müsste,
dass die Herren und Damen Volksvertreter überhaupt einmal zuhören...
sorry, aber wenn so die Demokratie mittlerweile funktioniert (was sie tut
imho), dann ist das imho genau das Problem, das Lars aufgezeigt hat:
sie ist ein schlechter Witz!
Twister
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