Re: [Debate] Aeusserungsfreiheit: Russland hat es besser!
> Spätestens in Tschetschenien ist Putin zum Mörder geworden und wird bis zum
> heutigen tag geduldet.
Vielleicht bin ich in die Sache zu wenig eingelesen, aber mir ist es immer
schwer gefallen, die Erwartungen jener nachzuvollziehen, die mitten im
Bürgerkrieg die strikte Einhaltung der Menschenrechte in Tschetschenien
einfordern.
Erst wenige Jahre vorher gab es die massenhafte Vertreibung von Russen aus
ehemaligen Sowjetrepubliken, und dann fängt in Tschetschenien, einem Gebiet,
das immerhin seit 150 Jahre lang zu Russland gehört, erneut das Spiel der
nationalen Identitäten, Partikularismen und Sezessionismen an, das man
eigentlich beliebig bis zum Individuum hinab wiederholen kann, weil es auf
jeder Stufe eine Minderheit gibt, die sich wieder abspalten könnte,
s. z.B. Odessa-Russen, Südossetier, Transnistrier etc. Es ist wahrscheinlich
ein Fehler gewesen, dieses Spiel mithilfe der Menschenrechtserklärung von 1948
zu ermutigen. Vielleicht hat US-Präsident Wilson es ja 1918 gut gemeint, aber
dass es nicht funktioniert, hätte 1948 bekannt sein müssen. Sollten die
Russen sich jetzt wegen dieser offensichtlich nicht funktionierenden Doktrinen
noch einmal in Tschetschenien zu Opfern machen lassen? Im Zweifelsfall lieber
Täter, soll auch ein israelischer Staatsmann kürzlich gesagt haben. In
manchen Situationen gibt es keinen dritten Weg. Vielleicht haben auch deshalb
zur Zeit die "pro-westlichen", "pro-demokratischen" Kräfte in Russland so
schlechte Konjunktur. Schon Lebed bezeichnete sich im Wahlkampf als
"Halbdemokraten", wohl weil er wusste, dass "Volldemokraten" in manchen
Situationen zwangsläufig als Illusionsprediger und Scharlatene gesehen werden.
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Hartmut Pilch http://a2e.de/phm
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