Re: Alle Deutsche sind minderjährig
Quelle:
Alternative de.alt.netdigest (ADAN)
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Ergebnisse auch im Netz unter http://adi.thur.de/adan/
[Heise-Forum zur Jugendschutzregulierung für Internetseiten; die spinnen,
die Römer]
Und was war noch mit Deutschland los ... ?
nocpaz (843 Beiträge seit 27.10.01)
In einer Geschichtsstunde für skandinavische Schüler in einer nicht
allzu fernen Zukunft wurde kurz vor dem Ende der Stunde diese Frage
in den Raum geworfen.
Doch, da war noch etwas mit Deutschland, mit den Deutschen.
Allerdings konnte auch der Lehrer sich nicht mehr an nur halbwegs
aktuelle Berichte über dieses ehemals ruhmreiche Land erinnern, die
Desklaps der Schüler waren schon zugeklappt, keiner hatte Lust im
Internet zu recherchieren. Also einigte man sich darauf kurz über die
Entwicklungen der letzten Jahre und die aktuelle Lage in Deutschland
anhand dessen zu diskutieren, was so im Wissen der Anwesenden
vorhanden ist. Bezüglich der zeitgeschichtlichen Bedeutung dieses
Landes reicht dies im Rahmen der letzten fünf Minuten der Schulstunde
auch aus.
Tatsächlich erinnern sich Lehrer und Schüler viel mehr an den
historischen Ruhm und auch die weniger rühmlichen Ereignisse in der
Geschichte des mitteleuropäischen Staates. Aber der Lehrer möchte nur
die Entwicklung nach der Jahrtausendwende erörtert haben. Man
erinnert sich, dass kurz nach dem Jahr 2000 noch alles normal war in
ganz Europa, auch Deutschland gehörte noch zur Europäischen Union und
es kommt eine Meinung auf, die klar behauptet, dass es in Deutschland
die europäische Einheitswährung gegeben hat. Der betreffende Schüler
kann dies deshalb in den Raum stellen, da er ja Münzen sammelt und
sogar wohl über ein paar dieser seltenen deutschen Euromünzen
verfügt.
Etwas später, so gegen Ende des ersten Jahrzehnts im neuen
Jahrtausend verliert sich langsam die Spur Deutschlands. Damals seien
noch viele Deutsche nach Skandinavien ausgewandert, einige Schüler
können auch deshalb Deutsche Verwandte vorweisen, aber einhellig
können sie bestätigen, dass alle diese deutschen Verwandten sehr
ungern oder gar nicht über ihre Herkunft und ihre frühere Heimat
sprechen. Ja es hat so um das Jahr 2010, vielleicht auch etwas früher
angefangen, was zu der Entwicklung führte, über die kein ehemaliger
Deutscher gerne mehr spricht.
Es ist die Scham, es ist die Angst verlacht zu werden. Noch ist es ja
so, dass in Augenblicken besonders dummer Verkettung ungeschickter
und peinlicher Umstände Personen in Skandinavien als "Deutsche"
verspottet werden. Immer in Situation, in denen es für den
Verspotteten äußerst peinlich wird, wird er zum "Deutschen". Doch da
gibt es klare Zusammenhänge mit den Ereignissen von damals. Der Spott
trifft jene, die vielleicht im Anflug kurzfristigen Größenwahns
meinen, mit besonders weltfremden Vorschlägen zur totalen und
automatisierten Kontrolle von z.B. Kindern oder anderen
Bevölkerungsgruppen bei ihren Mitmenschen Aufmerksamkeit zu erregen.
Auch zielt man gerne mit einem Vergleich mit einem Deutschen gerne
auf Vorschriftenfetischisten, die meinen alles mit grenzenlos
ausufernden Regelungen bewältigen zu können. Dennoch kann die genaue
Entwicklung in Deutschland nach einer nicht genauer beschreibbaren
Katastrophe etwa zwischen 2008 und 2011 rekonstruiert werden. Da
meldet sich der jüngste Schüler der Klasse zu Wort und berichtet ein
wenig beschämt, dass sein Onkel doch erst von einem längeren
Aufenthalt im Auftrag der Vereinten Nationen aus dem heutigen
Deutschland zurückgekehrt ist.
Es habe sich in den letzten Jahren einfach nichts mehr in Deutschland
geändert, das sei auch der Grund, warum man fast nichts mehr aus bzw.
über Deutschland hört und liest. So hat sich zumindest sein Onkel vor
kurzem noch geäußert. Deutschland steht nach wie vor unter
internationaler Zwangsverwaltung. Auch sei das gesamte Land nach wie
vor auf massive Unterstützung von außen angewiesen, aber durch den
Rückkehr zum reinen Agrarstaat ohne Selbstverwaltung seien in den
letzten Jahren langsame Fortschritte erreicht worden. Langsam
erinnern sich mehr Schüler und die Lehrer an die Ereignisse, die zu
diesem nun seit vielen Jahren anhaltenden und nicht gerade spannenden
Status Quo geführt haben.
Deutschland hatte doch einmal eine gewaltige Bürokratiekrise stellen
viele der diskutierenden Schüler fest. Das war doch das einzige Land
der Weltgeschichte, das es geschafft hat sich durch 100%iges
Eigenverschulden aus der Weltgeschichte zu katapultieren. Ohne Krieg,
Bürgerkrieg, Seuchen oder den sonst üblichen Gründen. Jetzt hat die
Gruppe den Kern erfasst. Da hat sich damals eine Bürokratie
entwickelt, die es noch nie, in keinem Land der Welt zu keiner Zeit
gegeben hat. Wie es dazu gekommen ist können die Anwesenden nicht
mehr ganz rekonstruieren, aber es war wohl ganz schlimm. Gegen Ende
dieses Staates wurden ganze Teile der Bevölkerung verbeamtet und es
mussten alle Bürger die überwiegende Zeit während der Arbeit und auch
während der Freizeit sich mit Formularen herumplagen. Die
angeheiratete deutsche Großtante eines Schülers habe das wohl selber
noch erlebt und belastende Geschichten von dieser Zeit erzählt.
Irgendwann ging es wohl rapide bergab. Eines Tages befanden sich über
35% der deutschen Bevölkerung in Gefängnissen oder unter Hausarrest,
weil sie meist durch Nichtwissen täglich gegen hunderte Vorschriften
und Gesetze verstießen. Teilweise durch Unterlassen, andererseit
sdurch aktive Durchführung von ehemals genehmigungsfreien Vorgängen,
wie etwa Einkaufen, Internet-Surfen, Kinder-zur-Schule-schicken etc.
Warnungen von außen habe Deutschland wohl nicht beachtet, schließlich
flog das Land aus dem Euro-Raum und schließlich aus der EU. Dann kam
der Kollaps und die Hungersnot inmitten eines sonst prosperierenden
Europas.
An die wohl skurrilste UN-Langfristaktion konnte man sich dann nun
doch erinnern. Das war doch so, dass zuerst ein Versuch des
Neuaufbaus und der Entschuldung Deutschlands völlig misslang, weil
die Deutschen gleich wieder mit neuen und zahlreicheren Vorschriften
den Wiederaufbau im Keim erstickt haben. Irgendwie so lauteten wohl
damals die Schlagzeilen, meinte der Lehrer. Als der Hunger in
Deutschland erneut schlimmer wurde, kam dann die UN-Zwangsverwaltung
und das berühmte Ergebnis der vorher beauftragten
UN-Deutschland-Kommission. Es wurden wohl massenhaft Psychologen aus
der ganzen Welt nach Deutschland entsandt, auch mehrere zehntausend
Psychologen und Psychiater aus Skandinavien. Doch das war der
Knackpunkt am deutschen Problem, dass diese Kommission damals
herausgefunden hat, dass ein ganzes Volk damals kollektiv dem
Bürokratiewahn verfallen ist.
Leider konnten noch so viele Seelenklempner damals keine Heilung
bewirken und die UN beschloss das ganze Volk der Deutschen in eine
fremdverwaltete Agrargesellschaft zu überführen. Seitdem sterben wohl
auch keine Deutschen mehr am Hunger. Eine enorm hohe
Analphabetenquote wird in Deutschland wohl immer noch aus
bevölkerungstherapeutischen Gründen in Kauf genommen. Zwar konnten
die skandinavischen Schüler sicher keine vollständige Liste
zusammenstellen, aber man erinnerte sich, dass die Berufe
Jurist/Anwalt, Berufspolitiker, Beamter, Lehrer/Studienrat und
Sozialpädagoge wohl noch heute nicht in Deutschland zugelassen bzw.
streng verboten sind.
Dann ertönte das Zeichen für das Ende der Schulstunde und die Schüler
vergaßen augenblicklich ihre Gedanken an dieses mitteleuropäischen
Land und dachten nur noch an das Mittagessen.
noc
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