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Re: [FYI] Deutsche sind Blog-Muffel - "Does Blogging suck?"



Hallo Joerg-Olaf,

On Fri, 9 Jul 2004 00:42:19 +0200 you wrote:

> Hallo Kai,
> 
> Tuesday, July 6, 2004, 11:40:49 PM, you wrote:
> 
> ...
> > Ich glaube nicht, dass Weblogs nur die "Sau der Woche" bleiben
> > werden. Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum man so ein Gewese
> > um Weblogs macht. Ob ich Informationen/Inhalte nun auf einer Website
> > veröffentliche oder in einem Weblog, ist doch egal.
> 
> Nein, ist es natürlich nicht. Eine Webseite will aufgebaut und gestal-
> tet werden. Ein (vorgefertigtes) Blog hingegen gibt einen Rahmen vor,
> nicht selten auch gleich eine Community.

Auch das ist variabel. Ich kann genauso eine Website aus einem
Baukasten zusammenhauen wie ein Blog. Ich kann ein Blog genauso
gestalten wie eine Website. Und wo gibt ein vorgefertigtes Blog einen
Rahmen vor? Vom Design her vielleicht, aber wenn das Blog eines
Bloganbieters die gleichen Funktionen bietet wie ein Blog, dass ich
selbst aufsetze, sprich Kategorien, Trackback, Kommentar, RSS-Feed, sehe
ich keinen großen Unterschied zum selbstgefertigten Blog, zumal man auch
dort Einfluss auf die Vorlagen nehmen kann, sprich auf den Rahmen.
Community? Vielleicht bei den Livejournals, ansonsten beschränkt sich
Community auf den Namen des Anbieters oder die Beschränkung des Zugangs
über Logins - was ich bei Blogs nicht besonders schätze.

> Einen Rahmen, der Vertrautes kultiviert, weil man ihn von anderen
> Blogs kennt. Das erleichtert die Orientierung in der "Blogosphäre"
> ungemein, gerade für Netzneulinge.

Ja, gut, die angsprochenen Blogfunktionen oder Merkmale schafen eine
gewisse Gleichförmigkeit, man erwartet auf allen Blogs mehr oder weniger
einen ähnlichen Aufbau mit ähnlichen Funktionen. Oder meinst Du mit
Rahmen auch die Bewertungs- und Verzeichnisstrukturen der "Blogosphäre",
also sowas wie Technorati, Blogshares etc.?

> Einen Rahmen, der zudem auch gleich eine leitende/ordnende Struktur
> vorgibt [1]. Das ist durchaus ein wichtiger Faktor, den man nicht
> unterschätzen sollte (siehe auch unten).

"Must have", mmh. Ich könnte Blogeinträge mit Links genauso gut in
Webpages unterbringen, mit Datum versehen, um einen Chronologie
herzustellen und einer Feedbackfunktion (Gäastebuch, Mailformular
etc.), was ich mal gemacht hatte, aber mit Blogs ist das ja viel
einfacher zu machen. Oder ein Webforum, in dem nur ich schreiben und
alle anderen nur kommentieren dürften - so gesehen, sind für mich persö
nlich Blogs auch nicht viel mehr als aufgeohrte oder andere Formen von
Websites oder Webforen.

Das mit der Raum-Zeit Vorgabe, ich habe den Blogosfear Beitrag auch
gelesen, das hat man doch überall? In Newsgroups, Mailinglisten... Wenn
ich ein Wiki artiges Blog haben will, mache ich ein Blog, dass sich nur
einem Thema widmet und gebe allen Schreiberlaubnis oder mache ein
Kollektivblog mit Anmeldung Aber dann kann man auch ein Wiki machen und
kein Blog. Warum sollte ein Blog - oder ein Wiki - die eierlegende
Wollmichsau sein oder werden?

> Die Hürde selber etwas (eigenes) zu veröffentlichen, wird so für viele
> endlich überwindbar. Es reicht seine Gedanken in ein Formularfeld zu
> kopieren (Das kennt man evtl. schon von Gästebüchern oder
> "Webboards"), den Rest macht die Blogsoftware. Ein Klick, und man ist
> drin.

Genau das finde ich auch positiv an Weblogs - mal ganz abgesehen davon,
welche Inhalte veröffentlicht werden und von welcher Qualität. Ich mö
chte, dass niemand eine Scheu hat, zu publizieren und ich sehe es
positiv, dass es über die Weblogs jedem möglich ist, ohne sich durch W3C
Spezifikationen wühlen oder Editoren erlernen zu müssen (auch wenn ich
das trotzdem jedem raten würde), zu publizieren und direkt per
Kommentar und Trackback einen Rückkanal anbieten zu können. Und sei
es"nur", wie der Schlafkorb seiner Katze aussieht. Jedes Thema hat seine
Berechtigung und seine Leser. Aber dazu braucht man eigentlich keine
Weblogs, ähnlich einfach ist es, Texte im Usenet zu publizieren, fast zu
jedem Thema gibt es eine passende Group. Wobei das Usenet eine viel
bessere Möglichkeit der Diskussion bietet als die wenig verwendeten
Trackbacks oder gegenseitigen Kommentare der Blogs.

> Blogcommunities sind wohl die Dorfgemeinschaften/Vorortsiedlungen
> der virtuellen Welt. 

Ich kann, wie gesagt, mit dem Begriff der Blogcommunity nicht viel
anfangen ;) Ich habe mein Blog beim Anbieter blogg.de. Damit gehöre ich
aber nicht zur Community blogg.de. Auch wenn ich es bei blogger.com,
twoday oder sonstwo hätte - für mich spielt das keine Rolle, genauso
wenig, worüber jemand anders schreibt. Ich nehme die anderen Blogautoren
nicht als Angehörige einer Community wahr und kann diese "Community"
auch nicht großartig erkennen. Da wäre eine Newsgroup mit Lesern und
Schreibern, die sich kontinuierlich in einer Group aufhalten oder ein
themenspezifisches Webforum schon mehr "Community".
Die Gesamtheit aller Blogs, Blogoshäre genannt mit ihren
Bloggerkonferenzen, könnte man als "Community" bezeichnen, wobei ich
mich frage, was diese Community, außer das Blogger ähnliche
Programme, Plattformen und Funktionen nutzen und einige ein diffuses
Zugehörigkeitsgefühl zur Blogoshäre äußern, dass sich oft aus einer
platten Abgrenzung zu Journalisten speist, überhaupt an Gemeinsamkeiten
hat. Die gibt es doch bei der Heterogenität an Individuen, Themen gar
nicht.

>     He might not like Bush, even make movies about the guy, but -
>     just like president-select Bush - Michael Moore has his own
>     weblog, now. Which he doesn?t edit himself. And which doesn?t
>     allow comments. So much for being better than ?them?, eh? [..]"

Das ist für mich kein Weblog sondern ein Marketinginstrument.

-- 
Ciao
Kai

WWW: http://kai.iks-jena.de/
Blog: http://rabenhorst.blogg.de/
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