heise online - CeBIT special - Elektronische Gesundheitskarte soll eine Milliarde einsparen
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Elektronische Gesundheitskarte soll eine Milliarde einsparen
usw. ...
Die Meldung ist eine glatte Lüge. Wir haben heute auf Krankenkassenseite
einen jährlichen Verwaltungsaufwand von 150 fetten verKohlmark pro
Versicherten. Das macht bei einer Bevölkerung von 80 Millionen 12
Milliarden fette verKohlmark. Soviel kostet die jährliche ambulante
Behandlung in Arzt- und Zahnarztpraxen zusammen. Durch die Einführung
der Gesundheitskarte im Verein mit den Datensammelvorschriften, durch
die bedingt die bisherige anonymisierte Weitergabe der Patientendaten an
die Krankenkassen durch eine komplett offene und zuordenbare
Datenweitergabe ersetzt wird, verdoppeln sich die Verwaltungskosten der
Krankenkassen bis 2005, also in Jahresfrist. Da kann von Amortisation
nie die Rede sein. (Das heißt, daß die Krankenkassen bisher den
allgemeinen Zustand zum Beispiel der Zähne eines Patienten nicht
kannten. Nur bei Zahnersatz und Zahnfleischbehandlungen bekamen sie für
diesen speziellen Zusammenhang Einblick.) Es sind die Daten aus der
Akte des Arztes, die da im verschlüsselten Klartext in irgendwelchen
Datennetzen verschwinden. Wo die wieder zum Vorschein kommen, weiß kein
Mensch. Und die Begehrlichkeiten sind sofort da, wie man bei Toll
Collect gesehen hat. Das System war keine 14 Tage im Probebetrieb, da
wurden schon sämtliche Datenschutzvorschriften von allen Seiten
ausgehebelt. Private Krankenversicherer zahlen für den kompletten
Datensatz eines Patienten, an den sie illegal drankommen können, 75
fette verKohlmark. Eine nebenbei während der Hardware-Wartung, da der
Arzt von EDV zu wenig Ahnung hat, um das selber zu machen, vom
Computerhändler um die Ecke angefertigte Kopie einer Festplatte aus
einer Arztpraxis bringt dem Vermittler bei zum Beispiel 5000 Patienten
locker 375 000 fette verKohlmark. Damit können sich die
Privatversicherer dann besser gegen falsche Angaben bei Aufnahmeanträgen
absichern. Die Daten landen zwar bei einer Versicherungsgesellschaft,
aber sie stehen letztendlich in einem Pool allen Privatversicherern zur
Verfügung.
Im übrigen kommt es bei der Speicherung noch zu folgender netten
Nebenerscheinung: da dies verschlüsselt zu geschehen hat, und der
Verantwortliche im Sinne des Datenschutzes der Arzt ist, darf er wegen
Kompromittierungsgefahr durch das Personal diese Tätigkeit nicht
delegieren. In Zukunft wird der Arzt für jeden solchen Vorgang seine
Arbeit unterbrechen müssen. Von Rationalisierung kann also keine Rede sein.
Fröhliches Unbehagen
R. Lemke
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Ich empfinde die Realität, in der wir leben, wie eine militärische
Okkupation. Wir sind besetzt, wie Frankreich und Norwegen im Zweiten
Weltkrieg von den Nazis besetzt waren, diesmal jedoch von einer Armee
von Marketingfachleuten. Wir müssen unser Land von denen zurückfordern,
die es im Auftrag ihrer globalen Herren besetzt halten. (Ursula
Franklin, emeritierte Professorin der University of Toronto, 1998)
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